Wissenswertes

Kochen als Teil der gesunden Lebensführung

Dr. Susanne Weg-Remers vom KID.

Kochen als Teil der gesunden Lebensführung

Rund 40 Prozent der Krebsneuerkrankungen in Deutschland könnten durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden, knapp acht Prozent allein durch eine vielseitige und ausgewogene Ernährung. Auf dieses ungenutzte Potenzial der Krebsprävention machten das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg, und die Deutsche Krebshilfe, Bonn, mit der diesjährigen Nationalen Krebspräventionswoche (14. bis 18. September) aufmerksam. Die Aktionswoche stand unter dem Motto „Krebsrisiko senken mit Messer und Gabel“. Doch was ist gesunde Ernährung und worauf ist zu achten? Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID), gibt Tipps.

Frau Dr. Weg-Remers: Lässt sich tatsächlich gegen das Krebsrisiko anessen?

In der Tat könnten allein durch eine vielseitige und vorwiegend pflanzliche Ernährung fünf bis acht Prozent  der Krebserkrankungen möglicherweise verhindert werden, so die aktuellen Daten aus der Krebspräventionsforschung. Oder anders herum gesagt, für fünf bis acht Prozent der Krebsneuerkrankungen ist eine ungesunde Ernährung verantwortlich, in der die falschen Schwerpunkte gesetzt werden. Darüber hinaus ist das Krebsrisiko bei Übergewicht und Fettleibigkeit erhöht: Zirka sieben Prozent der Krebsneuerkrankungen sind möglicherweise durch Übergewicht bedingt.

Was sollte konkret beachtet werden?

Eine dauerhafte kalorienreiche Ernährung mit hohem Fett- und/oder Zuckergehalt ist möglichst zu vermeiden, die das Körpergewicht ansteigen lässt. Auch zuckerhaltige Getränke sollten besser gemieden werden. Neben der schädigenden Wirkung von Ethanol ist zu beachten, dass Alkohol viele Kalorien enthält. Ein weiterer Risikofaktor, insbesondere für Darmkrebs, ist der Verzehr von Fleisch. Dies gilt vor allem, wenn Fleisch gepökelt oder geräuchert ist. Bei der Zubereitung ist darauf zu achten, dass es nicht zu scharf angebraten wird oder gar auf dem Grill verkohlt.
Generell kann man sagen: Wenn man eine bewusste Ernährung mit einem normalen Körpergewicht und wenig bis keinem Alkoholkonsum in Einklang bringt, kann man das Risiko, an einer der häufigen Krebsarten wie etwa Brust- oder Darmkrebs zu erkranken, deutlich senken. Eine spezielle Diät, mit der man Krebs sicher vorbeugen kann, gibt es allerdings nicht.

Schließen sich Genuss und Gesundheit aus?

Keineswegs. Eine gute Küche kocht immer mit frischen Zutaten. Die Zubereitung selbst, das Verwenden von Kräutern und Gewürzen und die Kombination der Zutaten haben einen ebenso großen Einfluss auf Geschmack und Genuss, wie die eingesetzten Lebensmittel. Abgesehen davon ist eine gesunde Ernährung ja nicht mit Verzicht gleichzusetzen, sondern mit einem Bewusstsein für die Ernährung und deren Einfluss auf unsere Gesundheit.

Gibt es Lebensmittel, die mehr können als nur schmecken?

Dass Lebensmittel mehr können, als nur schmecken, kennen wir aus verschiedensten Bereichen – auch aus der Krebsprävention. So kann durch die Vermeidung von energiereichen Lebensmitteln – damit sind solche gemeint, die bereits in kleinen Menge viele Kalorien enthalten – das Krebsrisiko gesenkt werden. Für eine gesunde Ernährung sind insbesondere Gemüse, Obst, Ballaststoff-reiches Getreide, wie zum Beispiel Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte geeignet. Die empfohlene Aufnahme von Ballaststoffen liegt bei 30 g pro Tag. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt zur Veranschaulichung hierzu ein Beispiel: Nimmt man an einem Tag drei Scheiben Vollkornbrot, eine Portion Früchtemüsli, etwa drei Kartoffeln, zwei Möhren, zwei Kohlrabi, einen Apfel und eine Portion Roter Grütze zu sich, hat man die 30 g Ballaststoffe erreicht. Im Alltag kann man sich an folgenden Grundsätzen orientieren: Wenn man täglich Getreideprodukte möglichst als Vollkornprodukte verwendet, ist das ein sehr guter Weg, das persönliche Krebsrisiko zu senken. Kombiniert man dies mit etwa drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst, täglich mindestens 400 g, nimmt man viele der Lebensmittel zu sich, die mehr können als nur schmecken.
Auch hier kann man bei der Zubereitung zusätzlich Gutes tun: Öle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, wie Raps- und Olivenöl, oder Nüsse in Maßen zum Verfeinern sowie wenig Salz verwenden und eher mit Kräutern würzen.

Die meisten Menschen wissen, sie sollten sich besser ernähren, greifen im Supermarkt dann doch zu verarbeiteten Lebensmitteln wie TK-Pizza oder vorgebackenen Schnitzeln. Wie wollen Sie diese für dieses wichtige Thema erreichen – und sensibilisieren?

Das hat viel mit Information, Bewusstsein und leicht zugänglichen Angeboten zu tun. Für den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit, insbesondere dem eigenen Krebsrisiko, können wir sensibilisieren, indem wir – wie in unserer Krebspräventionswoche – aufzeigen, wie das im Alltag, inklusive den Betriebskantinen, gehen kann. Dabei ist uns wichtig, dass das Kochen gesunder Speisen mit frischen Zutaten kein Hexenwerk ist. Aber auch die Zubereitung von Alternativen wie gefrorenen, getrockneten oder konservierten Lebensmitteln ohne Salzzusatz ist deutlich besser als das Greifen nach Fertiglebensmitteln.

Warum ist Ihnen dies so wichtig?

Die von Ihnen genannten Fertiglebensmittel sind aufgrund ihrer Energiedichte (mehr als 225 Kilokalorien pro 100 g oder pro 100 ml) sowie des oft sehr hohen Salzgehaltes wirklich kritisch. Sie tragen stark zu einem erhöhten Körperfettanteil bei. Wir wissen heute, dass mit starkem Übergewicht mindestens elf Krebsarten in Verbindung gebracht werden. Krebspräventionsforscher haben ermittelt, dass sich etwa sieben Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland auf Übergewicht zurückführen lassen. Und das hat viel mit Fertiglebensmitteln und hoher Kalorienaufnahme zu tun. Frisch kochen mit viel Gemüse und Vollkornprodukten ist also wirklich wichtig. Das Gute daran ist, dass damit jeder selbst in der Hand hat, durch gesunde Ernährung Einfluss auf das persönliche Krebsrisiko zu nehmen. Und wer möchte das nicht?

Unsere Krebspräventionswochen und vergleichbare Aktionen klären intensiv darüber auf, was jeder selbst tun kann, um gesünder zu leben. Und künftig wird das Nationale Krebspräventionszentrum des DKFZ und der Deutschen Krebshilfe, das in Heidelberg aktuell im Aufbau ist, das Präventionswissen durch entsprechende Forschung immer besser untermauern.

Wie beurteilen Sie die mediterrane Ernährungsform?

In der mediterranen Küche findet man grundsätzlich viel Gemüse und wenig rotes Fleisch, was sehr zu befürworten ist. Zusammen mit den gesunden Ölen, die ebenfalls typischer Weise in der mediterranen Küche eingesetzt werden, darf man dies gerne als gesunde Ernährung bezeichnen.

Können sich Menschen, die gegen Krebs mit Messer und Gabel aktiv werden wollen, um ihr persönliches Krebsrisiko zu senken, an den Krebsinformationsdienst wenden? Wenn ja: wie?

Wir freuen uns über jeden, der hier aktiv wird und unterstützen gerne in vielfältiger Weise: Auf unserer Internetseite finden Sie hier https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/index.php zum Beispiel unsere Broschüre „Krebs vorbeugen: Was kann ich tun?“, in der viele hilfreiche Informationen zu finden sind. Außerdem können Sie die Ärztinnen und Ärzte des Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums täglich von 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr unter der kostenfreien Telefonnummer 0800-420 30 40 oder per E-Mail unter krebsinformationsdienst@dkfz.de erreichen und ganz persönliche Anfragen zum Thema stellen.

Alle Rezepte der Aktion „Krebsrisiko senken mit Messer und Gabel“ stehen online zur Verfügung unter: www.dkfz.de/rezepte bzw. www.krebshilfe.de/rezepte und können in Form einer Rezept-Broschüre bestellt werden. Zudem gibt es dazu Koch-Videos mit Thomas Kammeier und der TV-Moderatorin Susanne Klehn mit Schritt-für-Schritt-Anleitung sowie Rezeptvideos im Zeitraffer.

Interview: Christiane Appel

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